3. September 2021

Vegan für die Tiere – über fühlende Lebewesen mit schlechten Haltebedingungen

Wenn es um Gründe für Veganismus geht, werden häufig drei Dinge genannt: die Tiere, die Umwelt und die eigene Gesundheit. Im Folgenden möchte ich über den ersten Aspekt, die Tierhaltung, sprechen.

Dass Tiere zu schlachten nicht im Sinne der Tierliebe ist und Massentierhaltung schlechte Haltungsbedingungen mit sich bringt, ist allgemein bekannt. Doch ist Bio-Fleisch nicht eine Alternative? Meine Antwort hierauf ist ein klares: Nein. Wie ich darauf komme, erkläre ich im folgenden Artikel.

Massentierhaltung

Zuallererst möchte ich mich mit dem Thema Massentierhaltung auseinandersetzen. Während meiner Recherchen habe ich verschiedene Zahlen über die Verbreitung gelesen. Auf jeder Seite steht jedoch, dass über 90% des konsumierten Fleisches aus der Massentierhaltung stammt. Damit ist klar, dass uns häufig nicht einmal bewusst ist, wenn wir solches Fleisch konsumieren.

Hühner

Wir haben häufig das idyllische Bild von einem kleinen Bauernhof und freilebenden Landhühnern im Kopf. In unseren Gedanken legen diese Tiere eben Eier und wir können sie essen. Einen weiteren Zweck hätten die Eier nicht. Auch das konsumierte „fettarme und gesunde“ Fleisch ist in dieser Vorstellung kaum mit Tierleid verbunden. Bevor die Hühner sterben, schlachten wir sie. Schnell und schmerzlos. Leider entspricht dieses Bild nicht der Wahrheit.

Wusstet ihr, dass Masthühner bereits nach 43 Tagen geschlachtet werden? Frei lebende Hühner können zwischen fünf und neun Jahre alt werden. Somit werden Masthühner nach nur 2,3% ihrer Lebenszeit geschlachtet. Hühner, welche für den Grill gedacht sind, werden sogar noch früher getötet. Dies geschieht nach 31 Tagen. Als Quelle hierfür dient ein Buch der Heinrich Böll Stiftung „Iss was?! – TIERE; FLEISCH & ICH“. Auch die Haltungsbedingungen entsprechen in den seltensten Fällen unseren Vorstellungen:

Hühner selbst sind soziale Tiere. Sie erkennen ihre Artgenossen und bilden soziale Rangordnungen. In der Massentierhaltung sind sie in zu großen Gruppen untergebracht. In diesen können sie keine Rangordnungen, sogenannte Hackordnungen, bilden und geraten in Panik. Darauf reagieren sie mit Gewalt. Um diesem vorzubeugen wurde bis 2017 den Hühnern in der Massentierhaltung der Schnabel gestutzt. Das Verbot ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Doch trotzdem sind die Haltungsbedingungen für Hühner ethisch fragwürdig. Nach Angaben der Albert-Schweizer-Stiftung leben 97% der Hühner in konventioneller Bodenhaltung. Diese sieht beispielsweise keinen Auslauf ins Freie vor. Die Hühner erleben häufig kein Tageslicht. In der Bodenhaltung haben die Hühner kaum Platz und Verlustraten, also Tiersterben, wird einkalkuliert. Pro Quadratmeter werden bis zu 39 kg Lebendgewicht gehalten. Alleine die Darstellung in Lebendgewicht und nicht in einer Anzahl von Tieren zeigt meiner Meinung nach, dass die Tiere als Ware und nicht als fühlende Lebewesen gesehen werden.

Kühe

Kühe sind meiner Meinung nach sehr süße und liebenswerte Tiere. Auch sie selbst mögen sich. Kühe haben laut Angaben von PETA tatsächlich beste Freunde zu denen sie die Nähe suchen. Insgesamt können sie bis zu 100 weitere Kühe erkennen. So verwundert es auch nicht, dass sie über Mimik und Körpersprache miteinander kommunizieren können. Diese Eigenschaft ist in ihrem Sozialverhalten wichtig. Sie bilden nämlich genau wie Hühner soziale Hierarchien.

In einer Schweizer Studie: „Do Bells Affect Behaviour and Heart Rate Variability in Grazing Dairy Cows?“ (https://journals.plos.org/plosone/article/file?id=10.1371/journal.pone.0131632&type=printable) wurde herausgefunden, dass Kühe bereits durch ihre Kuhglocken gestört werden. Durch ihr sensibles Gehör nehmen sie den Ton intensiver war und fressen dadurch weniger. Daher wird klar, dass selbst Kühe mit viel Auslauf und einer Glocke durch die Haltungsbedingungen gestört werden. Es scheint daher offensichtlich, dass Kühe mit schlechteren Haltungsbedingungen stärkere Einschränkungen erleben. Nach Angaben des „Bundesinformationszentrum Landwirtschaft“ haben etwa 42% der deutschen Milchkühe fünf Monate im Jahr Weidegang, die restlichen sieben Monate nicht. Milch, welche als Weidemilch gekennzeichnet ist, stammt von Tieren, welche lediglich an 120 Tagen im Jahr für sechs Stunden auf der Weide sein mussten. Somit halten sich selbst Weidekühe 245 Tage im Jahr (und damit mehr als 2/3 der Zeit) im Stall auf. Hierbei von Weidemilch zu sprechen erscheint mir daher fragwürdig.

Kühe geben genau wie jedes andere Säugetier ebenfalls nur Milch, wenn sie ein Kind geboren haben. Daher müssen Kühe künstlich besamt werden. „In Deutschland bekommen Milchkühe daher in der Regel jedes Jahr ein Kalb.“ (Bundeszentrale Landwirtschaft, https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-funktioniert-landwirtschaft-heute/warum-werden-kuehe-kuenstlich-besamt). Das stellt eine enorme Belastung für die Kuh und deren kompletten Organismus dar. Dazu kommt, dass die Kälber der Kuh nach nur wenigen Monaten entrissen werden, damit der Mensch die Muttermilch konsumieren kann.

Eine Milchkuh hat eine Lebenserwartung von 20 Jahren. Doch selbst Milchkühe werden bereits nach fünf Jahren getötet. Kühe, welche für die Fleischindustrie gezüchtet werden, müssen bereits nach 18 bis spätestens 24 Monaten sterben.

Schweine

Nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft wurden 2019 alleine in Deutschland 26 Millionen Schweine gemästet. Dabei wird ein Ferkel für ca. drei Monate gemästet und bringt beim Verkauf nach allen Abzügen im Schnitt 20 Euro. Daher verwundert es nicht, dass es zwar immer weniger, dafür immer größere Mastbetriebe gibt. Das Bundesinformationszentrum führt die Haltungsbedingungen hier nicht weiter aus.

Schweine sind intelligente Tiere. Das zeigt sich unter anderem daran, dass sie untereinander Kommunizieren.

Sie lesen:

Vegan für die Tiere – ethisch bedingter Veganismus

Leave A Comment